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Funny van Dannen // 26.11.2023 // LWL Museum , Münster
Projektart:
Konzertreview / Konzertbericht
Datum
26.11.2023
Standort
Münster
Autorin
Sarah Naiva
26.11.23 Münster / LWL-Museum
Konzert- und Lesetour 2023 // Funny van Dannen
Was für ein Wochenende?
Autorin: Sarah Naiva
Ich bin in Leipzig. Genauer gesagt Schapen, dann Münster, dann Leipzig. Heute ist Sonntag. Und es gibt Matscheregen. Eine Art Wetter, was dem Schneien und dem Regnen ähnelt, aber beidem nicht so wirklich entspricht. Schnee ist schön, Regen ist schön, aber Matscheregen eher nicht. Leipzig ist, wie ich finde, eine unglaublich kraftvolle Stadt. Politisch und kulturell. Und irgendwie liegt auch etwas Liebe in der Luft.
Was für ein Trip, denke ich mir. Für eine Musikerin aber ganz normal. Die meiste Zeit der Tour verbringt man im Moment mit Matschewetter auf der Autobahn. Nichts Romantisches. Heute ist Sonntag und es geht wieder nach Hause. Das Wetter lädt mich zum Bleiben ein. Und dank wie immer liebevoller Umsorgung in Leipzig, klingt das Noch-hier-bleiben sehr verlockend. Aber nicht heute. Heute liest und spielt Funny in Münster.
Er liest aus seinem Buch Angst vor Gott und spielt anschließend ein Konzert.
Und irgendwie freue ich mich nicht nur auf das Konzert. Meine Musiker-WG wird da sein und wir feiern etwas Tims Einstand. Auch Martin, eine Seele von Mensch wird da sein, weil er wie immer Funnys Tour begleitet. Also nichts wie Instrumente rein in meinem Bus und los auf die Autobahn. Im Auto spiele ich, um mich einzustimmen mein Handwerkeralbum „Alles gut motherfucker“ von 2018. Das Album lief bei uns auf dem Hof rauf und runter, während ich Lehmwände gebaut, eine Sohle gegossen oder verputzt habe.
Die letzte Stunde Richtung Münster ist immer die anstrengendste. Für mich und Tim wird’s nun knapp. Wir hetzen zum LWL-Museum. Und kommen um kurz vor an. Alles dunkel. Und da ich noch nie zu einem Konzert hier war, wirkt alles auf mich etwas befremdlich. Wir rennen einmal ums Gebäude. Die Türen öffnen sich von allein. Wir werden begrüßt durch eine Art Sektbar. Alles ziemlich förmlich und ich fühle mich wieder wie die kleine Araberin: Völlig fehl am Platz. Wie aus einer anderen Schicht. Dann endlich. Ich sehe Martin am Merchstand und wir fallen uns in die Arme und begrüße uns. „Wo ist der Rest?“, schaut er uns erwartungsvoll an. Ich muss lachen. Typisch Künstler-WG. Wir fallen immer auf. Wir hüpfen in den Saal. Komplett ausverkauft. Die WG ruft an. Sie rennen ebenfalls ums Gebäude auf der Suche nach dem Eingang. Funny fängt an zu lesen und ich renne raus. Lotse die WG zu den Sesam-öffne-dich Türen. Und alle trudeln friedlich ein.
Nun stehen wir am Merchstand, quatschen alle eine Runde mit Martin und wollen in die Lesung. Die Rechnung haben wir aber ohne den Einlasser gemacht. Er stoppt uns alle. Wir dürfen erst wieder rein, wenn die Leute klatschen. Bei so einer Geschichte kann dies dauern. Die Runde vor der Tür wird langsam immer lustiger. Auch Funnys Ehefrau kommt hinzu. Wir quatschen alle beseelt. Und dann Applaus. Der Einlasser, auch Veranstalter wirft uns noch einen strengen Blick zu (toller Typ) und die gesammelte Hofgemeinschaft, samt Rüdiger Bierhorst, stolpert in den vollen Saal. Die ersten Advokaten drehen sich um. Seitwerts huschen wir auf die Seitenbank. Und während wir uns auf die Bank sinken lassen, holt uns Funny sofort ab. Eine Eiche und ein Dixiklo unterhalten sich. Die ersten Tränen schießen in unsere Augen. Funny erzählt von seiner Zugfahrt. Der Schaffner: „In fünf Minuten erreichen wir Gütersloh. Ach, jetzt sind wir an Gütersloh vorbeigefahren.“ Der Saal kichert. Funny versteht es mit den Geschichten die Zuhörerschaft zum Lachen zu bringen. Mit einer Mischung aus Witz, Ernst, Satire und auch Selbstironie verzaubert er das Publikum. Ich mag seinen Humor. Ich mochte ihn immer schon. Auch an diesem Abend traut er sich Themen wie Krieg, Gendern und Karl Mey Filme anzusprechen. Politische Themen. Er ist nun Mal ein echter Liedermacher. Kein Singersongwriter. Nein, ein echter Liedermacher. Und dafür lieben wir ihn. Ein Vorbild. Nachdem er nach Silberfischen in seiner Mundharmonika Ausschau hält, singt er sämtliche Lieder für uns und pustet voller Freude in die Mundorgel. Zuhause hätten die Kinder ihm verboten sie zu spielen.
„Ich wollte nie ein Indianer sein“, erzählt wie die Filme seiner Kindheit ihn negativ geprägt haben. Ein Bild vermittelt haben, von den bösen Indianern. Auf eine kindliche Art und unter einem Kindlichen Blick, schafft er es die Winnetou-Debatte in seinen Liedern anzusprechen.
Ein großartiger Abend. Mit viel Humor und Standing Ovation.
Funny van Dannen ist eine Art Held meiner Kindheit. Witzig, kulturell und politisch, satirisch. Eine Art kraftvolle Mischung mit etwas Liebe in der Luft. Ein Liedermacher.
Und irgendwie wie Leipzig.
Wenn Du Glück hast, bist Du glücklich.
Wenn Du Geld hast, bist Du reich.
Wenn das Schicksal sagt, ich schick` Dich, dann gehe am besten gleich.
Auf zur Tour: Und Morgen Leipzig! Ausverkauft.
28.11.23 Leipzig / Kupfersaal (Ausverkauft)
29.11.23 Erlangen / E-Werk
30.11.23 München / Fat Cat (Ausverkauft)
01.12.23 München / Fat Cat (Ausverkauft)
02.12.23 Potsdam / Waschhaus
05.12.23 Hannover / Faust (Ausverkauft)
06.12.23 Düsseldorf / Zakk (Ausverkauft)
07.12.23 Bremen / Lagerhaus (Ausverkauft)
13.12.23 Dresden / GrooveStation (Ausverkauft)
14.12.23 Berlin / Babylon (Zusatztermin)
15.12.23 Berlin / Babylon (Ausverkauft)
20.12.23 Kiel / Die Pumpe
21.12.23 Hamburg / Markthalle